Es ist kaum vorzustellen, und erst recht nicht zu begreifen, dass es möglich ist katholisch zu sein, ohne einen Papst! Doch es ist möglich!
Am 6.Juli 1945, also vor exakt 68 Jahren, enstand die Igreja Catolica Apostolica Brasiliera, kurz ICAB! Diese katholische apostolische Kirche Brasiliens entand durch einen brasilianischen Bischof, Dom Carlos Duarte Costa, der nicht mehr länger Teil der römisch-katholischen Kirche sein wollte, nachdem Papst Pius XII ihn dazu zwingen wollte, Nazi-Kriegsverbrecher mit vatikanischen Papieren, in seiner Diözese aufnehmen zu müssen. Dom Carlos weigerte sich!
Dies war doch nur der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen gebracht hatte. Dom Carlos hatte sich schon seit vielen Jahren mit dem Vatikan gestritten. Für ihn ging die Auffassung von Papst Leo XIII in seiner Enzyklika “Rerum Novarum”, um die Rechte der Arbeiter nicht weit genug. Dom Carlos war derjenige der mit den Armen und Bedürftigen in Brasilien arbeitete, und ihnen, so gut wie es ihm möglich war, half. Vor allem wenn es um ledige Mütter ging, die generell von der Kirche und der Gesellschaft verstoßen wurden, war er derjenige, der ihnen versuchte die Liebe Christi näher zu bringen.
So trennte sich Dom Carlos am 6. Juli 1945 von der römisch-katholischen Kirche. Er ging jedoch nicht alleine. Er nahm nicht nur andere Kleriker mit sich, wie Priester und Seminaristen, sondern auch ca. 3.000.000 Gläubige. Dies konnte natürlich die römisch-katholische Kirche nicht auf sich sitzten lassen, und versuchte Dom Carlos und seinem Klerus alle möglichen Steine in den Weg zu legen. Der Vatikan scheute nicht davor zurück, durch die brasilianische Regierung nicht nur Dom Caros selbst, sondern auch seine Priester und Semiaristen zu foltern. Einer davon war Luis Fernando Castillo Mendes, der nicht nur von Dom Carlos selbst zum Bischof geweiht wurde, sondern auch nach dessen Tod die Aufgabe des Patriarchen übernahm,. Dom Luis zB wurden heiße Glühbirnen in die Hände gedrückt; er wurde geschlagen, und zu letzt auf einer einsamen brasilianischen Insel ausgesetzt. Schließlich und endlich wurde dann in einem Gerichtsprozess entschieden, dass der ICAB-Klerus, um sich von dem der römisch-katholischen Kirche zu unterscheiden, graue anstatt schwarze Soutanen zu tragen.
Nach dem Tod von Dom Carlos im Jahr 1961 wurde Dom Luis Fernando Castillo Mendes zum Patriarchen von ICAB gewählt, und hielt diese Position inne bis zu seinem Tod im Jahr 2009.
Vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil galt ICAB als progressiv. Die lateinische Messe wurde ins brasilianische übersetzt, die Priester und Bischöfe durften heiraten, und Geschiedene konnten nicht nur Kommunion erhalten, sondern auch heiraten. Die Arbeit für die Armen war und ist immer noch eine Grundlage der Kirche. Aber auch der Gedanke von nationalen Kirchen, die eben nicht einem fremden Oberhaupt unterstellt sind, der die Probleme nicht verstehen kann, weil er eben nicht die Situation am eigen Leib miterlebt! Liturgisch gesehen, ist ICAB zwar, im Vergleich zur römisch-katholischen Kirche konservativ, doch anders als in der römisch-katholischen Kirche, müssen in ICAB Kirchen gebaut werden, und nicht geschlossen.
Oft wird einem Rohbau oder in einem Privathaus die Heilige Messe zelebriert, weil das Geld für große und prachtvolle Kirchen fehlt. ICAB ist und bleibt eine Kirche für die Armen und Bedürftigen. Eine Kirche die die Realität der Menschen versteht. Nicht nur weil der Klerus verheiratet ist, und somit weiß wie es in einer Ehe und einer Familie zu geht, und was für reale Probleme es geben kann, sondern auch weil viele zusätzlich auch arbeiten müssen, weil das Geld von den freiwilligen Spenden nicht reicht, um eine Familie zu ernähren, und zusätzlich eine Kirchengemeinde zu unterhalten. Den Luxus der Kirchensteuer gibt es für ICAB nicht.
Heute hat ICAB über 5.000.000 Mitglieder weltweit. Bereits in den 50er Jahren schickte Dom Carlos Bischöfe in die Welt hinaus, um auch in andere Ländern nationale Kirchen zu gründen. Vor allem in Südamerika faßte ICAB Fuß. Die argentinische Kirche bereitete dem ehemaligen Erzbischof von Buenos Aires, Jorge Bergoglio, eine Menge Kopfschmerzen. Er bekämpfte die Iglesia Catolica Apostolica Argentina mit allem was er zu bieten hatte. Weil diese sich wirklich um die Armen kümmerte, und nicht wie, nur so tat als ob.
Auch in Europa versuchte man nationale Kirchen aufzubauen, doch das klappte nicht so sehr. Die Kirchen in Europa, vor allem in Deutschland konzentrierten sich nur auf den liberalen Aspekt der Kirche, sprich den verheirateten Klerus. Später dann auch auf die Frauenordination, die es bei ICAB, und allen Kirchen die mit ICAB verbunden sind, nicht gibt. Den Armen wurde nicht geholfen, vor allem natürlich nicht im Deutschland des Wirtschaftswunders. Deshalb gibt es weder in Deuschland, noch in Österreich oder der Schweiz eine offizielle ICAB Kirche, egal ob sich die sogenannten Bischöfe auf Dom Carlos berufen oder nicht. Auch in Großbritannien und Frankreich gibt es keine ICAB-Kirche.
ICAB und alle Kirchen, die mit ihr verbunden sind, sind ein Beweis dafür, dass es geht katholisch zu sein auch ohne Papst.
Auch wenn der römisch-katholische Klerus offiziell gerne von sich gibt, dass die Ämter von ICAB nicht gültig seien, so sollte man Folgendes bedenken. In den 50ern wurde ein ICAB BIschof, der von Dom Carlos persönlich zum Bischof geweiht wurde, Dom Salomao Barossa Ferraz, von der römisch-katholischen Kirche als Bischof aufgenommen. Er nahm offiziell am Zweiten Vatikanischen Konzil teil, mit seiner Ehefrau im Schlepptau. In den 80ern gab es Bemühungen von Papset Johannes Paul II. ICAB wieder zurück in den Schoß der römisch-katholischen Kirche zu holen, doch die Bischofskonferenz entschied sich dagegen. Noch viele der Bischöfe, vor allem der Patriarch Dom Luis, konnten sich daran erinnern, wie Rom sie bekämpft hatte. Diese Einstellung hat sich nicht geändert, weil bis zum heutigen Tag ICAB und die nationalen Kirchen, die zu ICAB gehören, von der römisch-katholischen Kirche bekämpft werden!
Katholisch ohne Papst geht, weil katholisch zu sein nicht heißt, dass man römisch-katholisch sein, und den Papst als Oberhaupt anerkennen muß. Wenn man in die Geschichte der Kirche schaut, merkt man schnell, dass nicht nur die Päpste nicht immer so wichtig waren, wie sie sich selbst seit etwa 150 Jahren nehmen, und dass sogar die Apostel, Petrus nicht als den Stellvertreter Christi wahrgenommen hatten, sondern nur als einen von ihnen. So finden wir zB in den Apostelgeschichten das Apostelkonzil in Jerusalem, in dem darüber diskutiert wurde, ob nichtjüdische Männer, die sich ihnen anschließen wollten, erstmal beschnitten werden müßten oder nicht. Petrus war der einzige Apostel der darauf bestand, die anderen waren dagegen. Am Ende entschied die Mehrheit und nicht Petrus. Die Unfehlbarkeit des Papstes kam sowieso erst durch das Erste Vatikanische Konzil, und war, wie vieles, ein rein politisches Manöver, um Sekten wie dIe Freimaurer und die Mormonen in ihre Schranken zu weisen,
So feiert ICAB sein 68. Jubiläum, und trotz des Weltjugendtages in Brasilien, zieht es die brasilianische Jugend zu ICAB und nicht zu Rom!